Buchrezension,  Heldenreise,  Männerliteratur,  Romane

25 letzte Sommer oder wir brauchen einen neuen Holden Caulfield

Diese kurze Erzählung mit dem poetischen Titel “25 letzte Sommer” von Stephan Schäfer schneidet einige gesellschaftlich wichtige Themen an. Ein besonders rührendes war für mich das Schließen von Freundschaften im erwachsenen Alter. Es ist eine klassische Heldenreise-Geschichte: ein müder und zermarterter Protagonist trifft auf einen alten Weisen, geht zu ihm in die Lehre, erfährt eine Offenbarung und kehrt erneuert zu seinen Penaten zurück.

Wenn es in dieser Geschichte eine neue Auflage von Holden Caulfield in seiner Gen Z-Version gäbe, der sich mit Verwunderung durch die Straßen irrt und sich über unseren Umgang mit Smartphones (statt über die Schwulen) auskotzt, wäre die ganze Erzählung originell. Wir brauchen einen neuen Helden, der sich von dieser Generation von Menschen distanziert, die hysterisch alle fünf Minuten nach ihrem Smartphone greifen. Einen Helden, der uns auf eine ehrliche Weise die Kunst der Achtsamkeit belehrt.

Bei Stephan Schäfer sind das sind zwei reife, privilegierte Männer, die in perfiden Fäden von digitalen Media gerieten, und uns nun mitteilen müssen, dass das Leben ohne ständige Verfügbarkeit lebenswerter, ruhiger und erholsamer sein kann.

Heute wird es aus jedem Bügeleisen über den Schaden der ständigen Verfügbarkeit berichtet und auch darüber, wie man sich entschleunigt und Auszeiten nimmt. Ratschläge von zwei privilegierten weißen Männern hätte ich definitiv nicht gebraucht. Was ist für mich die Quintessenz dieses Buches? Natürlich ist es „früher war alles besser“!

Mein Lesefazit

Für mich war es ein falsches Buch oder ein Buch zur falschen Zeit. Ich freute mich, als ich mich endlich in das Buch von Jocko Willink reinhören konnte.

Nach seiner Veröffentlichung Mitte März 2024 schwebt das Buch unter den Top-10 der Amazon und Spiegel-Charts und wird von seinen Lesern mit “wunderschön” und “wunderbar” beschrieben. Offensichtlich findet es sein richtiges Publikum in Form von gehetzten Menschen, die kurz vor der Lebensmitte stehen.

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