Buchrezension,  Innovation,  Produktentwicklung

Banal, redundant, aber überflüssig?

„Banal, redundant und überflüssig“ giftete der Literaturkritiker Denis Schenk ausgerechnet über dieses Buch auf der Spiegel-Sachbücher-Bestsellerliste: Can’t Hurt Me“ von David Goggins. Das Buch hat mich jedoch bis heute motiviert, auch bei schlechtem Wetter zum Laufen vor die Tür zu gehen.

Ein ähnlicher Gedanke schoss mir durch den Kopf beim Titel „The Scrum Anti-Patterns Guide“: die Probleme, die Stefan Wolpers auf knapp 370 Seiten beschreibt, waren mir nicht neu. Aber sie tauchten immer wieder in jedem Team, mit welchem ich arbeiten durfte, in einer abgewandelter Form auf.

Mal wieder über Scrum

Scrum als Framework für die Softwareentwicklung lässt sich relativ schnell erlernen und in einem Unternehmen einführen. Allerdings reicht die Einführung von Scrum allein nicht aus, um eine Unternehmenstransformation zu bewirken, wenn andere Abteilungen an alten Mustern festhalten und weiterhin in Quartalen planen.

Eine ausgezeichnete Team-Velocity bringt keinen Mehrwert für die Produktentwicklung, wenn ziellos – und noch dazu am falschen Produkt – gearbeitet wird. Das fanatische Festhalten an Scrum-Zeremonien löst keine strukturellen Kommunikationsprobleme im Unternehmen.

In dieser Weise analysiert Stefan Wolpers die einzelnen Elemente von Scrum:

Das Buch enthält 180 Insights zu den Scrum-Rollen (Product Owner, Scrum Master, Entwickler, Stakeholder), Scrum-Zeremonien (Daily Scrum, Sprint Review und Retrospektive, Product Refinement) sowie Scrum-Artefakten wie Product und Sprint Backlogs, Definition of Done, Increment und Produktziel.

Stefan Wolpers dokumentiert bestehende Anti-Patterns und veranschaulicht sie anhand konkreter Beispiele. Er bietet praktische Lösungsansätze zur Überwindung dieser Muster und ergänzt sie durch Erfahrungsberichte aus seiner Arbeit mit verschiedenen Teams.

Viele dieser Anti-Patterns kommen sehr bekannt und wenig aufregend vor. Sie können jedoch in jedem Team und Unternehmen unbewusst existieren und es am Wachstum und an der Weiterentwicklung hindern. Das Kompendium von Stefan Wolpers könnte als ein exzellentes Nachschlagewerk dienen, um Probleme anhand vager Symptome in einem der Scrum-Bereiche erkennen zu können.

Es muss nicht unbedingt am Stück gelesen werden: jedes Mitglied, das eine besondere Rolle im Scrum-Team ausfüllt, kann sich tiefer mit den entsprechenden Bereichen auseinander setzen. Es kann auch immer wieder aufgeschlagen und auf der Suche nach Ratschlägen durchgeblättert werden.

Und noch zum Schluss

Es gibt zahlreiche Bücher dazu, wie man Scrum-Prozesse im eigenen Team verbessern könnte. Solche Bücher scheinen auf den ersten Blick banal und redundant zu sein. (Mir fällt sogar ein ganzer Podcast dazu ein, der sich damit beschäftigt, was man in Scrum alles falsch machen kann: Mein Scrum ist kaputt.)

Dennoch tappen wir immer wieder in die gleichen Fallen ein einfach, weil die Menschen so gestickt sind, dass sie immer wieder aus den gleichen Fehlern lernen müssen. Oder eben aus den gleichen Büchern! Die dann gern immer wieder aufgeschlagen werden sollten.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert