Kreativität ist kein Luxus: Sie ist Überlebensstrategie
Kennt ihr die Geschichte von “Anne auf Green Gables”? Ein Waisenkind wird von einer Familie auf einen Bauernhof als kostenlose Arbeitskraft “bestellt”. Statt eines Jungen wie gewünscht kommt ein Mädchen mit einer ungezähmten Fantasie: Sie erfindet für alles einen neuen Namen und versteht nicht, warum die anderen keinen Spaß daran finden. Ein Kind, das nichts hat, findet einen Weg für seine Kreativität und für die Neugestaltung der Welt. Ihr Umfeld ist allerdings von ihrer Art genervt. Genau so wie viele Führungskräfte, die genervt reagieren, wenn jemand mit seinen Ideen aus der Reihe tanzt.
Vor fünf Jahren tauchte die COVID-Pandemie unsere Welt in eine Ausnahmesituation ein und sorgte für eine Menge kreativer Lösungen: Impfstoffe, stabile Videotelefonie, Terminbuchungssoftware, kontaktlose Zahlungen. Ja, die Not macht uns erfinderisch. Aber keiner dieser „Gamechanger“ entstand in der kurzen Zeit. In einem Notfall wählen wir eine der existierenden Lösungen und passen sie der aktuellen Situation an. Warum? Weil wir diesen Prozess kreativer Lösungen und Entscheidungen vorher trainiert haben. Darüber schreibt Elizabeth Gilbert in ihrem Buch „“Big Magic: die Kreativität ist nicht etwas Mystisches, was in der Luft fliegt. Nein, die Kreativität ist das Ergebnis eines beharrlichen Trainings.
Eine Innovation, ein neues Produkt oder Geschäftsmodell entsteht selten im plötzlichen „Geistesblitz“, sondern durch ständiges Kombinieren, Anpassen, Wiederholen, Verwerfen, Verbessern. Die Frage “Was wäre, wenn..?”, die wir uns beim wissenschaftlichen, beruflichen oder alltäglichen Innovationsprozess stellen, gehört mittlerweile zu einem etablierten Design-Thinking-Werkzeug: How-Might-We-Methode (HMW-Methode).
Kreativität im Beruf verwechseln wir mit einem Kindergeburtstag: bunte Post-Its, Lego-Workshops, Offsites. Mittlerweile wissen die meisten, dass die besten Ideen mit Abstand zum Operativen passieren. Einmal im Quartal darf man „spinnen“. Das reicht nicht. Dabei lässt sich Kreativität täglich trainieren, indem man versucht, die eigene Welt im Ganzen aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Melanie Raabe, vor allem als eine Krimi-Autorin bekannt, brachte vor kurzem ihr zweites Buch über die Kreativität heraus: “Das Jahr der Wunder: 365 schöne, kreative und inspirierende Ideen für mehr Freude und Leichtigkeit“. Während das erste noch einen starken persönlichen Fokus hatte und den Weg der Autorin zur Künstlerin und Schriftstellerin beschreibt, ist das neue Buch ein Heimtrainer für mehr Kreativität.

Das Buch und somit alle Aufgaben sind in zwölf Aspekte des menschlichen Daseins unterteilt:
- Inspiration, Leichtigkeit, Freude – weiten den Blick und öffnen neue Handlungsmöglichkeiten
- Empfindsamkeit, Stille, Freundlichkeit, Einfachheit – schärfen Wahrnehmung und Empathie, reduzieren Vorurteile, geben den Raum, um etwas Neues zu kreieren
- Spiel, Mut, Stil – fördern unkonventionelle Entscheidungen, Selbstvertrauen und Ausdruck
- Bewegung, Humor – aktivieren den Geist, lösen Blockaden, machen Spaß
Zu jedem dieser Aspekte unseres Daseins gibt es Aufgaben und Challenges, die unsere Kreativität fördern und herausfordern können. Sie sind aber keine Ratschläge eines Abreißkalenders (weiß noch jemand, was das überhaupt ist?). Sie erinnern uns daran, dass Kreativität wie ein Muskel ist. Wer ihn nicht benutzt, verliert ihn. Wer ihn trainiert, schafft die Basis für Innovation und somit für einen Wettbewerbsvorteil.
Kreativität muss ins Training. So wie Sport. Inspiration, Mut, Spiel, Humor – das sind keine Wellness-Begriffe, sondern harte Wettbewerbsfaktoren.
Kreativität ist ein konkreter Wettbewerbsvorteil:
- Innovativere Produkte und Geschäftsmodelle
- Agilere Teams, die flexibel auf Krisen reagieren
- Bessere Problemlösungen durch vielfältige Perspektiven
Unternehmen, die Kreativität trainieren, steigern nicht nur die Ideenqualität, sondern auch die Motivation und Bindung der Mitarbeiter. Kleine tägliche Übungen reichen – man muss nur anfangen. Ohne sie erstarrt ein Unternehmen. Mit ihnen wächst es.
Oder wie Jean-Remy von Matt in seinem neuen Buch sagt:
“Kreativität macht den Unterschied – am Ende”.
Sein Buch verdient definitiv einen eigenen Artikel!) Damit es nicht einfach bei schönen Worten bleibt, habe ich 12 kleine Challenges aus dem Buch von Melanie Raabe zusammengestellt, mit denen man sofort mit dem Kreativitätstraining loslegen kann.


